Wo kommen die Babys her: Kinder aufklären – wann und wie?

Wie kann man ein Kind altersgemäß aufklären?Meist kommt die Frage zum unpassendsten Zeitpunkt: “Mama, wie kommt das Baby eigentlich in den Bauch?” Wenn Kinder solche Fragen stellen, dann kommen Eltern oft ins Schwitzen und Stottern. Wann sollte man Kinder aufklären und vor allem wie kann das kindgerecht geschehen? Ein paar Ideen und nützliche Links, die Eltern bei dieser Aufgabe helfen können.

Kürzlich war es soweit: Mein Fünfjähriger fragte auf dem Nachhauseweg von der Kita plötzlich aus heiterem Himmel, wie denn die Babys in den Bauch der Mutter kämen. Da musste ich mich erstmal kurz sammeln um einen gute, altersentsprechende Antwort zu geben. Gut, dass ich zu dem Thema schon ein bisschen was gelesen hatte, so dass mich die Frage nicht völlig unvorbereitet traf. Dass man Kindern nicht irgendwelche Geschichten von Bienchen und Blümchen oder vom Storch, der die Babys bringt, erzählen sollte, versteht sich von selbst. Aber wie viel der Wahrheit kann man den Kleinen zumuten? Wie also klärt man sie richtig auf?




Helga Tolle ist Diplom-Psychologin und Trainerin mit dem Schwerpunkt „Sexuelle Entwicklung und Aufklärung von Kleinkindern“ in Bonn. Sie sagt, dass es ein Zu-Früh für Informationen nicht gibt, sofern Eltern eine Sache beachten: Die Kinder geben mit ihren Fragen den Zeitpunkt der Aufklärung selbst vor. Man muss sich also nicht mit dem Kind hinsetzen und ihm alles von A bis Z erklären. Es reicht, seine Fragen einfach zu beantworten und dann erstmal abzuwarten. Ist das Kind mit der Antwort zufrieden oder kommen weitere Fragen? Aufklärung orientiert sich also immer am Entwicklungsstand und am Interesse des Kindes. Eltern sollten keine Antworten auf Fragen geben, die das Kind gar nicht gestellt hat. Je älter es wird, desto mehr Details sind gefragt.

An den Fragen des Kindes orientieren

Als ich mit seiner Schwester schwanger war, begnügte sich mein damals dreijähriger Sohn noch mit der Antwort , dass das Baby in den Bauch kommt, weil sich Mama und Papa sehr lieb haben. Dieses Mal wollte er es genauer wissen. “Er sollte erfahren, dass der Papa der Mama seinen Penis in die Scheide steckt, wenn sie sich lieb haben, und dass das etwas Schönes ist”, erklärt Helga Tolle. Sie rät, ein älteres Kind auch immer zu fragen, was es denn schon darüber weiß. Die meisten Kinder haben eine ­eigene Vorstellung von den Dingen und die zu hören kann den Einstieg in ein Gespräch über Sexualität erleichtern. Generell gehe es darum, das Reale in einfachen Worten unkompliziert darzustellen, so Helga Tolle in einem Interview.

Wichtig sei, so Helga Tolle, dass man nie rein schematisch beschreibe, was passiert. “Bringen Sie unbedingt die Gefühlskomponente mit in Ihre Erklärungen”, rät sie Eltern. Man sollte den Kindern vermitteln, dass es etwas Schönes ist, wenn Mama und Papa miteinander Sex haben, dass das nicht weh tut sondern sich im Gegenteil gut anfühlt. So aufgeklärt können Kinder einen positiven Bezug zu ihrer Sexualität entwickeln. Und sie lernen, respektvoll darüber zu sprechen.

Kosenamen für Penis und Scheide sind okay, sagen Experten. Aber bevor das Kind in die Schule kommt, sollte es auf jeden Fall auch die richtigen Namen der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane kennen. Es sollte wissen, wie diese aussehen und wie ein Kind gezeugt wird. Sonst könnte es passieren, dass es auf dem Schulhof von anderen Kindern “aufgeklärt” wird, dadurch verunsichert und im schlimmsten Fall sogar wegen seines Unwissens verspottet wird.

Aufklärungs-Geschichten und Videos für kleine Kinder

Nicht allen Eltern fällt es leicht, die richtigen Worte für die Aufklärung zu finden. Für euch habe ich bei Eltern.de eine Geschichte für Kleinkinder ab circa drei Jahren gefunden, die sehr schön alles von der Zeugung bis zur Geburt erklärt und die mit Zeichnungen von Janosch illustriert ist. Die könnte man seinem Kind auf seine Frage hin natürlich auch gut vorlesen. Lest sie vorher aber mal alleine um zu entscheiden, ob sie schon etwas für euer Kind ist oder nicht oder ob ihr einige Passagen lieber weglassen wollt.

Es gibt auch schöne Videos, wie diesen Dreieinhalbminüter vom Kika. Der Zeichentrickfilm aus der Perspektive eines Samens namens Willi  ist weit weniger explizit als die Eltern-Geschichte und wirklich süß gemacht. Er erklärt, wie Kinder entstehen.

Es gibt auch ein Buch, auf dem der Film basiert. Es heißt  “Wohin will Willi?“ von Nicholas Allan*, erschienen bei Lappan und kostete mal 12,95 Euro. Leider ist es nur noch gebraucht erhältlich. Es wird empfohlen ab vier Jahren.

Eine Alternative ist “War ich auch in Mamas Bauch?”* von Dagmar Geisler (Loewe, 9,90 Euro). Es ist für Kinder ab fünf Jahren geeignet und informiert über den menschlichen Körper, Zeugung, Schwangerschaft und Geburt. Das Wissen wird darin in eine Liebesgeschichte eingebettet. Gelungen sind die Illustrationen, die alles erklären, aber Kinder nicht überfordern.

Auch “Bevor ich auf die Welt kam: Wie Babys entstehen”* von Katerina Janouch und Mervi Lindman (Oetinger, 12 Euro) ist gut geeignet, um erste Fragen von Kindern ab vier Jahren zu beantworten. Die besondere Beziehung zwischen Mama, Papa und dem Baby, das sie sich wünschen, steht im Vordergrund des Aufklärungsbuches, das sehr witzig geschrieben ist. Es geht nicht zu sehr in Detail, erklärt aber das, was Vierjährige durchaus schon wissen wollen und können. Auch Themen wie Adoption und künstliche Befruchtung werden angesprochen.

Foto: Mamaclever

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Eva Dorothée Schmid

Ich bin Journalistin und Mutter eines Sohnes (geb. 2012) und einer Tochter (geb. 2015), wohne in Hamburg und versuche als Mamaclever, Eltern fundierte Antworten auf alle Fragen zu geben, die sich mit Baby, Klein- oder Kindergartenkind so stellen.

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