Krabbelpuschen ohne gefährliches Chrom VI

KrabbelpuschenIn letzter Zeit wurden wiederholt Krabbelschuhe für Babys und Kinderschuhe aus Leder zurückgerufen und aus den Regalen genommen, weil Chrom VI festgestellt wurde. Dieser Stoff gilt als krebserregend und kann Allergien verursachen. Gerade bei Sandalen, die barfuß getragen werden, ist die Gefahr groß. Ein Überblick über Hersteller von Baby- und Kinderschuhen, die pflanzlich gegerbtes Leder verwenden und deren Schuhe daher garantiert chromfrei sind.

Fast alle Leder für Kleider und Schuhe werden heute mit Chromsalzen gegerbt. Wenn die Gerber aber nicht nach dem Stand der Technik arbeiten, kann sich in chromgegerbtem Leder noch lange nach der Herstellung das sogenannte Chrom VI bilden. Es entsteht durch Fehler beim Gerben, falschen Chemikalieneinsatz oder mangelnde Nachbehandlung der Lederwaren. Aber auch lange Transportwege in Containern mit hoher Luftfeuchtigkeit und Innentemperatur begünstigen das Entstehen des giftigen Chrom VI.

Chrom VI kann über den Schweiß selbst durch Socken und Strümpfe hindurch auf die Haut gelangen. Im Gegensatz zu den wenig schädlichen Verbindungen des dreiwertigen Chroms (Chrom-III) gelten chrom-VI-basierte Stoffe als allergen, in höheren und dauerhaften Dosen als krebserregend und akut toxisch. Ist die Allergie erst einmal ausgebildet, genügen schon kleinste Chromatmengen, um entzündliche Hautreaktionen wie Schwellungen, Blasen, juckende rote Stellen und Abschuppungen hervorzurufen. Diese Hautreaktionen sind zunächst auf die direkten Berührungsstellen zum chromathaltigen Leder beschränkt, können sich aber im Extremfall über den gesamten Körper ausbreiten, wenn der Kontakt nicht eingestellt wird.




Heilungsmöglichkeiten existieren nicht, die Allergie bleibt lebenslang bestehen. Mediziner gehen davon aus, dass bereits 500.000 Personen in Deutschland von Chromatallergien betroffen sind. Weil der Stoff so gefährlich ist, wurde für Chrom VI in Leder 2010 eine Grenze von 3 mg pro Kilogramm festgelegt Ab 2015 soll diese Regelung EU-weit Anwendung finden. Leider ergaben Tests, dass die Grenze für Chromat dennoch häufig überschritten wird.

Zwei Siegel für chromfreies Leder

ecarfEinige Hersteller werben damit, dass ihre Schuhe chromatfrei sind. Garantiert ist dies allerdings nur dann, wenn sie das ECARF-Siegel der Europäischennaturleder Stiftung für Allergieforschung tragen oder das vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN). Das Siegel „IVN zertifiziert Naturleder“ zeichnet nur jene Leder aus, die gänzlich ohne Chrom gegerbt wurden. Allerdings gibt es noch nicht viele Hersteller, die eines der beiden Siegel tragen. Eltern, die auf Nummer sicher gehen wollen, sollten nach Schuhen aus pflanzlich (vegetabil) gegerbten Leder Ausschau halten. Die sind zwar in der Regel teurer als andere Kinderschuhe, dafür kann man aber sicher sein, dass dort kein Chrom VI enthalten ist. Und für solche Kinderschuhe bekommt man, wenn man sie gebraucht weiterverkauft, oft noch ein erhebliches Sümmchen.

Häufig trifft man auch auf die Bezeichung Ecopell-Leder. Dieses stammt von einer Gerberei im Allgäu und wird pflanzlich mit Gerbstoffen wie Tara, Valonea und Rhabarber gegerbt. Es trägt das ECARF-Siegel.

Eine Liste von Kinderschuh-Herstellern, die pflanzlich gegerbtes Leder verwenden

Pololo: Die Firma aus Berlin trägt sowohl das ECARF- als auch das IVN-Siegel. Kinderschuhe von Pololo schnitten bei der Stiftung Warentest mit sehr gut ab. Produziert werden Krabbelpuschen, Schuhe für Laufanfänger sowie Kinderschuhe bis Größe 34. Kaufen könnt ihr sie hier*.

Kavat: Die schwedische Firma wurde mit der EU-Blume, einem regelmäßig kontrolliertem Zeichen für höchste Umwelt- und Qualitätsforderungen, ausgezeichnet. Hergestellt werden Kinderschuhe aus pflanzlich gegerbtem Leder. Erhältlich sind Kavat-Schuhe hier*.

Anna und Paul: Die Firma aus Köln konnte als einzige bei Ökotest überzeugen. Sie stellt Krabbel- und Lauflernschuhe her und es gibt auch einige Outdoorschuhe bis Größe 25. Bestellen könnt ihr die Schuhe hier*.

Pantolinos: Die Manufaktur stellt in Deutschland Krabbelpuschen her, die das ECARF-Siegel tragen und aus Ecopell gefertigt sind.

Soccci: Das Unternehmen aus Graz verwendet für seine Krabbelpuschen ebenfalls pflanzlich gegerbtes Leder.

Kolibri Kids: Das Unternehmen bietet Krabbel- und Lauflernschuhe aus Rindernappaleder, die komplett in Bayern hergestellt und chromfrei pflanzlich gegerbt werden. Im Sortiment sind auch mit Lammfell gefütterte Puschen. Die Schuhe tragen das ECARF-Siegel.

Bei Etsy gibt es auch Verkäufer, die Krabbelpuschen aus Ecopell-Leder herstellen. Besonders viele Modelle bieten die folgenden Etsy-Shops:

Bonnie54*
Safinio*
DanielaNagel*

Foto: Mamaclever

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Eva Dorothée Schmid

Ich bin Journalistin und Mutter eines Sohnes (geb. 2012) und einer Tochter (geb. 2015), wohne in Hamburg und versuche als Mamaclever, Eltern fundierte Antworten auf alle Fragen zu geben, die sich mit Baby, Klein- oder Kindergartenkind so stellen.

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2 Antworten

  1. Hans sagt:

    Pololo und Kavat wurden von der Stiftung Warentest Ökotest beide mit mangelhaft bewertet (wie auch alle anderen Schuhe). Rein von den Inhaltsstoffen macht es kaum einen Unterschied ob günstiger oder teurer Schuh, nachhalitger Bioschuh oder konventionell. Schade schade … und wir sind so schlau wie vorher …

    … das Problem ist ja, das man auf dieser Webseite und auch anderen immerwieder die gleichen Namen von Firmen findet die angeblich auf diverse Stoffe verzichten und mit EU Ecolabeln werben. Gerade dieses Label untersagt auch den ein oder anderen Gefahrenstoff, aber nicht alle. Wenn die Ökotest dann mal testet wird trotzdem viel krebserregendes in hohen Dosen gefunden.

    • lydia sagt:

      Ökotest ist auch bei dem letzten Test von ökologischen Jeans hart in die Kritik geraten, da deren Wertung nicht transparent und nachvollziehbar war (siehe http://naturtextil.de/pressemitteilung/pressemeldung-januar-2017/). Anhand der REACH-Verordnung gibt es eine ausführliche Liste von chemischen Stoffen und deren Gefahreneinstufung für den Menschen. Diese kann jeder mit den Standardrichtlinien der ausgewiesenen Qualitätszeichen (wie NATURLEDER) vergleichen, die seit letztem Jahr für jedes Siegel veröffentlicht werden müssen.

      Als Verbraucher kann man auch seine Verantwortung wahrnehmen und bei Standardgeber, Hersteller oder Verkäufer nachhacken, hinterfragen – Nachfrage reguliert doch das Angebot.

      Viel Erfolg

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