Wie Du bessere Kinderfotos hinbekommst

Fotoshooting mit KindFast alle Eltern fotografieren ihre Kinder, aber die Ergebnisse sind oft meilenweit von denen professioneller Kinderfotografen entfernt. Das liegt natürlich zum einen am Equipment, aber auch Laien können bessere Kinderfotos machen – wenn sie das ein oder andere beachten. Mamaclever hat dazu ein Interview mit der Kinderfotografin Judy Hohmann geführt, die gerade einen Ratgeber zum Thema “Baby- und Kinderfotografie” veröffentlicht hat.

Judy Hohmann ist 38 Jahre alt und wohnt mit ihrer Familie und Hund in Hannover, wo sie auch ein Fotostudie für Baby- und Kinderfotografie betreibt. 2014 wurde sie von der Vereinigung Professioneller Kinderfotografen zum “Baby- und Kinderfotografen des Jahres” gewählt, eine Auswahl ihrer Fotos könnt ihr hier sehen.  Sie hat einen achtjährigen Sohn und eine sechsjährige Tochter, die selbst schon kleine Profis sind und sie immer darauf hinweisen, wenn das Licht draußen gerade besonders fotogeeignet ist.

Häufige Fehler beim Fotografieren der Kinder

Die Fotografin Judy Hohmann

Judy Hohmann

Judy, was sind die häufigsten Fehler, die Eltern machen, wenn sie ihre Kinder fotografieren?

Ich finde es gibt zwei Varianten. Viele Eltern achten nur auf den niedlichen Moment. Dann ist zwar der Gesichtsausdruck schön, aber wenn der Glanz in den Augen fehlt, oder im Hintergrund ein Wäscheständer steht, fehlt dem Bild am Ende das gewisse Extra. Auf der anderen Seite gibt es Eltern, die ihre Kinder nicht in Ruhe lassen und zu oft mit der Kamera bedrängen, anstatt aus dem Hintergrund zu beobachten und echte Momente einzufangen. Ich finde die Mischung macht es und ein Auge auf alle Begleitumstände.

Den Wäscheständer kann man ja relativ leicht aus dem Bild schieben, aber wie bekommt man Glanz in die Augen?

Glanz in den Augen bekommst du ganz einfach durch eine Lichtquelle oder reflektierende Fläche. Wenn du mit dem Fenster im Rücken fotografierst und das Kind in deine Richtung guckt, dann glänzen die Augen schön.

Und worauf sollte man bei der Bildkomposition noch achten, um “das gewisse Etwas” zu bekommen?

Versuche einfach, das Kind nicht immer in die Mitte des Bildes zu platzieren, sondern etwas an den Rand, mit Blickrichtung ins Bild.

So bekommst Du Dein Kind dazu, in die Kamera zu schauen

Was sind Deine drei wichtigsten Tipps für bessere Kinderfotos?

Seid selbst lustig, dann lachen die Kinder ganz echt! Bittet sie nicht zu lachen oder Worte wie “Spaghetti” zu sagen, das wirkt am Ende aufgesetzt. Vermeidet Stilbruch. Ein hübsches rosa Spitzenkleid passt einfach nicht auf ein knalloranges Dreirad. Wenn ihr also Einfluss darauf habt, versucht die Location, Requisiten und Kleidung abzustimmen. Und drittens, solltet ihr die Kinder einfach beobachten. Wer zu oft ruft und sagt, was die Kleinen tun sollen, bekommt irgendwann kleine Modelle, die entweder nicht mehr fotografiert werden möchten, oder sich ein Fotogrinsen antrainieren, damit es schneller vorbei ist.

Hast Du einen Geheimtipp, wie man die Kleinen dazu bringt, in die Kamera zu schauen?

Wenn Eltern ihr Kind zu oft rufen, um es in die Kamera gucken zu lassen, reagiert es irgendwann nicht mehr. Dann hilft es, außergewöhnliche Geräusche zu machen, die das Kind neu motivieren. Das kann ein Klopfen auf die Kamera sein, oder ein Knutschmundgeräusch. Lustige Aktionen helfen auch, die Aufmerksamkeit in die gewünschte Richtung zu lenken, wie mit dem Fuß winken oder was einem sonst Lustiges einfällt.

Geschwisterfotos sind ja auch eine echte Herausforderung. Wie schafft man es, dass mehrere Kinder vernünftig auf dem Foto sind?

Am einfachsten lassen sich Geschwister zusammen fotografieren, wenn sie einen gemeinsamen Anlaufpunkt, wie zum Beispiel einen Hocker oder eine Bank haben. Kinder, die sich nicht gerne umarmen, rücken zum Beispiel näher zusammen, wenn man sie bittet mit aufzupassen, dass der Andere nicht vom Hocker fällt.

Welches Zubehör empfiehlst Du für fotoambitionierte Eltern?

Ich finde einen Faltreflektor sehr sinnvoll, um die Kinder auch mal abschatten zu können. Ich benutze meinen Reflektor zum Beispiel um ein Vielfaches mehr als mein Stativ.

Inszenierte Fotos sind das eine, Schnappschüsse das andere. Wie bekommt man bessere Schnappschüsse von seinen Kindern hin?

Wenn es wirklich ein ganz spontaner Schnappschuss sein soll, bleibt wenig Spielraum für Veränderungen. Was sich aber beeinflussen lässt, ist die Blickrichtung und Perspektive. Spielt das Kind zum Beispiel gerade ganz vertieft und ich möchte es nicht stören, schaue ich trotzdem aus welcher Richtung das Licht schöner das Gesicht beleuchtet oder wie der Hintergrund am neutralsten ist.

Die Kamera des Smartphones ist ja eigentlich immer dabei. Kann man auch damit gute Kinderbilder machen?

Natürlich kann man auch damit gute Kinderbilder machen, ich allerdings nicht. Wer einmal an die Optik von Festbrennweiten gewohnt ist, wird diese auch vermissen. Ich ertappe mich zum Beispiel immer dabei, wie ich lieber Bilder, die ich mit meiner Spiegelreflexkamera aufgenommen habe, bei Instagram zeige. Meine Handybilder sehen im Vergleich dazu schrecklich aus, aber ich kenne einige, die mit ihren Smartphones tolle Bilder zaubern.

Worauf muss man da achten?

Diese Frage kann dir ein richtig aktiver Instagramer sicher besser beantworten. Ich benutze mein Telefon eher altmodisch zur Kommunikation.

Tipps zur Nachbearbeitung von Kinderfotos

Hast Du noch ein paar Tipps zur Nachbearbeitung von Kinderfotos, die nicht perfekt geworden sind?

Wenn ein Bild einfach nur unterbelichtet ist, lässt sich das Problem zum Beispiel schon in Adobe Bridge schnell beheben und ein wenig nachbelichten. Ich fotografiere lieber etwas zu dunkel als zu hell und hole dann in der Bearbeitung noch was raus. Wenn ein Bild zu wenig Kontrast hat, benutze ich gerne das Nachbelichten-Werkzeug von Photoshop, um relevante Details nachträglich zu verdunkeln, ohne das ganze Bild zu verändern. Nachschärfen geht in Grenzen auch gut, aber sollte das Bild völlig daneben sein, darf man es ruhig auch einmal aussortieren.

Vielen Dank Judy für das Interview!

Judy Hohmanns Ratgeber “Baby und Kinderfotografie“* ist gerade im Humboldt-Verlag erschienen und kostet 24,99 Euro. Darin erklärt sie erstmal das Wichtigste zur Kamera, stellt unter anderem die Vor- und Nachteile verschiedener Objektive vor und den Effekt verschiedener Blenden. Dank des Buches habe ich endlich mal verstanden, was es mit dem Goldenen Schnitt genau auf sich hat. Dann behandelt sie die verschiedenen Altersstufen von Kindern und legt dar, worauf man im jeweiligen Alter des Kindes achten muss.

Den größten Teil des Buches nimmt der Workshopteil ein. Darin findet man über 70 Bildideen für Neugeborene ebenso wie für Schulkinder und eine Anleitung, wie man diese nachmachen kann. Zu jedem Foto gibt es nicht nur die Belichtungsdaten sondern auch eine Checkliste, was man benötigt, um die Idee umzusetzen. Außerdem steht genau dabei, wie man das Shooting vorbereiten sollte und dann gibt es detaillierte Tipps zur Umsetzung. Der Ratgeber ist vor allem für Eltern nützlich, die sich die erste Spiegelreflexkamera gekauft haben und die Ideen können alle bei natürlichem Licht ohne großes Fotoequipment umgesetzt werden.

Fotos: Mamaclever, Claudia Arndt

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Eva Dorothée Schmid

Ich bin Journalistin und Mutter eines Sohnes (geb. 2012) und einer Tochter (geb. 2015), wohne in Hamburg und versuche als Mamaclever, Eltern fundierte Antworten auf alle Fragen zu geben, die sich mit Baby, Klein- oder Kindergartenkind so stellen.

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2 Antworten

  1. Junoo sagt:

    Hi, welche Kamera und Objektiv für Anfänger kannst du empfehlen?
    LG

  2. Melanie sagt:

    Wir holen uns immer Inspiration auf Pinterest und 500px. Die Ergebnisse mit dem Handy sind zwar nicht immer gleichauf, bzw. weit von entfernt, aber uns geht es das Jahr über verteilt auch mehr um überhaupt mal paar schöne Fotos.

    Um Neujahr fahren wir immer zu Alexanders Patenonkel. Er rennt schon seit ich ihm kenne mit ner Kamera rum und macht uns dann immer ein schönes Familienfoto.

    Das Buch von Judy Hohmann habe ich aber mal auf den Wunschzettel gesetzt. Vielleicht schenkt es mir ja parallel wer zur Spiegelreflexkamera, die wir wohl von meinen Eltern zu Weihnachten bekommen.

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