Mit diesen zwei Maßnahmen kannst du das Leben deines Kindes retten

aid1128359-900px-Perform-the-Heimlich-Maneuver-on-a-Baby-Step-4Wenn ein Kind etwas verschluckt hat und keine Luft mehr bekommt oder wenn es nicht mehr atmet, dann reicht es nicht, umgehend die 112 zu wählen. Denn bis der Krankenwagen kommt vergeht kostbare Zeit und dann kann es bereits zu spät sein. Eltern sind dann als Ersthelfer gefragt – aber viele wissen nicht, was sie tun können, um ihr Kind zu retten. Dabei ist das eigentlich ganz einfach. Man muss nur wissen, wie man ein Kind beatmet und den Heimlich-Handgriff kennen.

Das Verschlucken von Gegenständen gehört zu den häufigsten Unfällen bei Kleinkindern. Die Luftröhre des Kindes hat nur den Durchmesser eines schmalen Stiftes – da genügen schon winzig kleine Gegenstände und das Kind erstickt. Häufig sind es Nüsse, insbesondere Erdnüsse, die versehentlich in der Luftröhre landen. Wenn so etwas passiert, dann müssen Erwachsene sofort versuchen, den Fremdkörper hinauszubefördern. Ein erstickendes Kind erkennt man an blauen Lippen und blauer Haut, außerdem ist es nicht mehr in der Lage zu sprechen.

Um die Luftröhre wieder frei zu bekommen, positioniert man Säuglinge mit dem Kopf nach unten auf dem Unterarm, das Gesicht zeigt nach unten, der Rücken nach oben. Kleinkinder legt man sich übers Knie. Dann schlägt man fünf Mal mit der flachen Hand kräftig zwischen die Schulterblätter – die meisten Gegenstände kommen so wieder hinaus. Achtung: Bei Säuglingen müsst ihr den Kopf des Kindes festhalten, damit er nicht herumgeschleudert wird!

Hilft das nicht, dann ist das so genannte Heimlich-Manöver gefragt. Es wurde von seinem Erfinder, dem amerikanischen Arzt Henry J. Heimlich, im  Jahre 1974 beschrieben. Mit Hilfe des Heimlich-Handgriffs erzeugt man einen künstlichen Hustenstoß, der den verschluckten Gegenstand hinausbefördern soll.

In den USA beherrscht das Heimlich-Manöver jedes Schulkind, in Deutschland hingegen wurde es bis 2007  jahrelang nicht gelehrt, weil man befürchtete, dass Eltern ihr Kind dabei verletzen könnten. Zwar besteht in der Tat Verletzungsgefahr, aber was spielt das für eine Rolle, wenn es darum geht, sein Kind vor dem Erstickungstod zu bewahren?

Anwenden darf man den klassischen Heimlich-Handgriff allerdings erst bei Kindern ab einem Jahr und auch nur solange sie noch bei Bewusstsein sind. Und danach sollte man in jedem Fall ein Krankenhaus oder einen Arzt aufsuchen, um sicherzustellen, dass das Kind nicht verletzt wurde.

So geht das Heimlich-Manöver beim Kind

Wenn Du erfolglos mit Rückenschlägen versucht hast, die Luftröhre freizubekommen, stellst Du Dein Kind vor Dich, beugst es mit dem Oberkörper nach vorne und umfasst es von hinten mit beiden Armen. Dann legst Du die Faust einer Hand in den Oberbauchbereich, knapp unterhalb des Brustkorbes, und umfasst sie mit der anderen Hand. Danach wird bis zu fünf Mal ruckartig nach hinten und oben gedrückt, bis der Gegenstand herauskommt. Sollte das Heimlich-Manöver nicht erfolgreich sein, wird es im Wechsel mit je fünf Schlägen auf den Rücken durchgeführt – bis der Gegenstand herauskommt oder das Kind bewusstlos wird.

So geht der Heimlich-Handgriff beim Säugling unter einem Jahr

Legt euch das Baby mit dem Gesicht nach oben auf den Arm oder die Oberschenkel. Drückt dann das Brustbein fünfmal mit zwei Fingerspitzen drei bis fünf Zentimeter (ein Drittel des Brustkorbes) ein. Auch hier wird der Handgriff im Wechsel mit den Schlägen auf den Rücken durchgeführt.

Hier noch ein englischsprachiges Video, das das ganze anschaulich zeigt:

Beatmen und  Herzdruckmassage – wie ging das noch gleich?

Reanimierung BabyWenn das Kind das Bewusstsein verliert, dann müsst ihr es unbedingt beatmen! Dazu wird das Kind auf den Rücken gelegt, am besten auf den Boden. In jedem Fall aber auf eine harte Unterlage. Stellt sicher, dass sich der Kopf in neutraler Position befindet und das Kinn angehoben ist. Beim Säugling ist der Kopf in der Rückenlage meist nach vorne gebeugt, so dass eine leichte Streckung erforderlich sein kann. Prüfe zehn Sekunden lang, ob eine Atmung vorhanden ist, indem Du Dein Ohr über die Nase des Kindes hälst und den Brustkorb beobachtest. Ist keine Atmung vorhanden dann gehe wie folgt vor:

Atme normal ein und umschließe dann mit Deinem Mund den Mund und die Nase des Kindes. Luft einblasen. Dabei sollte man beachten, dass Säuglinge und Kleinkinder sehr viel kleinere Lungen haben als Erwachsene. Die Beatmungsmenge ist nur ca. ein Schnapsglas voll. Also nur die Wangen voll Luft machen und auf keinen Fall aus voller Lunge beatmen. Beobachte dabei den Brustkorb des Kindes, er muss sich heben. Fange mit fünf Beatmungen an, wenn Du dann kein Lebenszeichen beobachtest, musst Du sofort mit der Herzdruckmassage anfangen.

Dazu bei Säuglingen mit zwei Fingern 30 Mal mit einer Frequenz von 120 mal pro Minute (das sind zwei Kompressionen pro Sekunde) das Brustbein zwei bis drei Zentimeter tief eindrücken. Nach 30 Kompressionen folgen zwei Beatmungen und so geht das immer weiter, bis die Rettungskräfte eintreffen. Dadurch wird das Gehirn des Babys weiterhin mit Sauerstoff versorgt. Das ist sehr wichtig, denn das  Gehirn kommt nur drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff aus und danach drohen irreparable Schäden. Mit der Beatmung und Herzmassage kann man hingegen den Kreislauf ziemlich lange Zeit künstlich am Laufen halten und das Gehirn vor Sauerstoffmangel schützen.

Während die Herzdruckmassage bei Säuglingen unter einem Jahr mit zwei Fingern gemacht wird, kann der Brustkorb bei älteren Kindern mit einer oder mit beiden Händen zusammengedrückt werden. Bei älteren Kindern wird auch nur durch den Mund beatmet, die Nase hältst Du dabei zu.

Foto: Wikihow.com/Wikivisual unter CC BY-NC-SA 3.0, Wikipedia

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Eva Dorothée Schmid

Ich bin Journalistin und Mutter eines Sohnes (geb. 2012) und einer Tochter (geb. 2015), wohne in Hamburg und versuche als Mamaclever, Eltern fundierte Antworten auf alle Fragen zu geben, die sich mit Baby, Klein- oder Kindergartenkind so stellen.

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11 Antworten

  1. Katharina sagt:

    Hallihallo,
    sehr schöner Beitrag 👍🏼 ich frage mich nur, woher die Info über das Kompressions-Kompressions Verhältnis von 30:2 stammt? Für die Cor-pulmpnale Wiederbelebung Erwachsener trifft das zu, allerdings geben die Leitlinien des GRC von 2015 bei Säuglingen ein Verhältnis von 15:2 und bei Neugeborenen von 3:1 an🤗

    Ganz liebe Grüße, Katharina

    • Katharina sagt:

      Kompressions-Ventilations Verhältnis meinte ich natürlich 🤭

    • Eva Dorothée Schmid sagt:

      Du hast Recht, erfahrenen Helfern wird empfohlen, dass bei Säuglingen nach 15 Kompressionen zwei Beatmungen folgen bzw. bei Neugeborenen nach drei Kompressionen eine Beatmung.Für ungeschulte Helfer lautet die Empfehlung allerdings, die Herzdruckmassage so durchzuführen, wie es bei Erwachsenen empfohlen wird.

  2. Lasse sagt:

    Welche Feuerwehr war das?

  3. Nadine Wicht sagt:

    Wirklich sehr gut beschrieben und erklärt, toll denn so etwas ist sehr Aufwendig und Zeitintensiv.

    Mir liegt nur eines am Herzen, gute Erste Hilfe in Notfällen kann man nicht nur durch lesen sehr guter Erklärungen umsetzten, es sollte Jeder aller zwei Jahre einen Erste Hilfe Kurs besuchen um praktisch und theoretisch auf Notfälle vorbereitet zu sein.

    Eltern oder werdende Eltern und auch Omas und Opas sollten in speziellen Seminaren, wo es um Erste Hilfe am Kind geht besuchen.

  4. Jana sagt:

    Echt ein toller Artikel. Ich danke dir für die Tipps 🙂
    Als Eltern macht man sich zu viele sorgen um das Kind und falls es mal wirklich ein Notfall sein sollte, müsste man wissen, wie man zu handeln hat.
    Ein sehr wichtiger Punkt!

  5. Andrea sagt:

    Hallo Claudia,

    ich danke dir!
    Ich weiß nicht wieso es bei mir so ist, aber immer wieder habe ich Sorge das meine Tochter (5j.) sich an etwas verschluckt und dann daran droht zu ersticken. Wann immer diese Vorstellung in meine Gedanken wandert fühle ich mich total unsicher. Würde ich wissen was zu tun ist wenn es tatsächlich einmal passieren sollte????

    Woher diese Sorge?
    Womöglich kommt es daher das ich als Kind einmal erlebt habe wie meinem großen Bruder eine Murmel in die Luftröhre gerutscht war. (Ich hatte die grandiose Idee so zu tun als seien es Bonbons und mein Bruder hatte mitgemacht.) Zum Glück wusste mein Vater was zu tun war und die Murmel kam schnell wieder raus.
    Und doch steckt noch heute der Schreck von damals in mir. Ich will um keinen Preis das meiner Tochter etwas in der Art passiert und ich dann hilflos bin.

    Daher: DANKE!

    Liebe Grüße
    Andrea

  6. Kristina sagt:

    Bei meinem letzten Auffrischungskurs sagte uns die Seminarleiterin der Feuerwehr, dass das Heimlich-Maneuver nicht mehr angewandt wird, weil es zu viel Schaden anrichtet. Da muss man im Notfall natürlich abwägen, was mehr Schaden verursachen würde: Atemstillstand oder das Risiko Mageninhalt in die Lunge zu drücken etc… Ich wünsche uns allen, dass wir es NIE brauchen werden!

    • Eva Dorothée Schmid sagt:

      Liebe Kristina,

      ich denke, da hat der Seminarleiter leider veraltetes Wissen. Bis 2007 wurde der Heimlich-Handgriff in Deutschland nicht gelehrt. In der Leitlinie des Feuerwehrverbandes aus dem Jahr 2015 wird der Heimlich-Handgriff aber empfohlen. Und auch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt in ihren Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation das Heimlich-Manöver. Und ich denke mir: lieber das Kind an der Lunge verletzen, als dass es erstickt und dann tot ist, oder? Aber Du hast recht: Hoffentlich brauchen wir alle das NIE!
      Liebe Grüße,
      Eva Dorothée

  7. Claudia sagt:

    Mein Mann und ich belegen alle 2 Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder. Absolut wichtig, so etwas zu wissen. Was man auch wissen muss: die Beatmungsmenge bei Säuglingen und Kleinkindern ist nur ca 1 Schnapsglas voll Luft, also nur die Wangen voll Luft und auf keinen Fall aus voller Lunge beatmen! Das sollte in dem Artikel ergänzt werden

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