Kürzlich habe ich von einer alten Tradition gelesen, die in Deutschland leider sehr in Vergessenheit geraten ist, und zwar von der Essensversorgung der frischgebackenen oder gewachsenen Familie in den ersten Tagen nach der Geburt. “Fette Henne” heißt das Ritual, bei dem Freunde und Verwandte für die Familie kochen und das Essen täglich vor die Tür stellen – ohne gleich das Baby sehen zu wollen. Mit Hilfe von modernen Organisationsprogrammen wie Doodle kann man einfach organisieren, wer wann was kocht und am besten übernimmt eine der Köchinnen die Organisation und klärt vorab Essensvorlieben und Nahrungsmittelunverträglichkeiten mit der wachsenden Familie. Das ist auf jeden Fall ein super Geschenk, über das sich sicher jede Mutter im Wochenbett freut und das wirklich sehr hilfreich ist.
Nun hat allerdings nicht jeder vor Ort Freunde und Verwandte, die ihn bekochen können oder wollen. Doch auch in diesem Fall gibt es eine Lösung für das Essensversorgungsproblem im Wochenbett. Die Hamburgerin Susi Leyck, Mutter zweier Kinder, gründete in ihrer ersten Stillzeit Gesund&Mutter, einen Lieferdienst für gesundes, eingewecktes Essen. Nach dem Motto “Was früher die Oma brachte, bringt heute Gesund & Mutter” verschickt sie in Zusammenarbeit mit einem professionellen Koch 400-Gramm-Weckgläser mit vegetarischen und fleischhaltigen Gerichten, die insofern stillfreundlich sind, als dass sie keine blähenden Gemüsesorten enthalten. Im Angebot sind deutsche Klassiker wie Königsberger Klopse an Kapernsauce mit Kartoffeln oder Pilzragout mit Semmelknödeln ebenso wie asiatisch angehauchte Speisen wie Putencurry mit Mango und Süßkartoffeln und Vegetarisches wie Ratatouille oder Auberginen-Röllchen in Tomatenkompott.
Geliefertes Essen ohne Zusatzstoffe
Auch Mothers Finest aus München, gegründet von Wolf und Kerstin Seidl, die zusammen fünf Kinder haben, liefert Essen, das auf die Ernährungsbedürfnisse von werdenden und stillenden Müttern abgestimmt ist. Zum einen kostenlos immer mittwochs im Raum München, zum anderen per Hermes deutschlandweit. Die Speisen, die überwiegend aus Bio-Zutaten bestehen, kommen im 0,5-, 0,7- oder 1-Liter-Glas ins Haus, der Versand kostet 6 Euro. Die Preise liegen zwischen 8,30 Euro für handgefertigte ayurvedische Energiebällchen und 16,80 Euro für Rindergulasch mit Bio-Rindfleisch und Kamut-Vollkornnudeln in Kräuter-Kümmel Jus. Außerdem gibt es verschiedene Kraftsuppen und mehrere vegetarische Speisen, die alle traditionell eingekocht oder vakuumiert werden.
Eine Suppe, die Kraft gibt
In der Traditionellen Chinesischen Medizin sind Kraftsuppen fürs Wochenbett bekannt. Die Wochenbettsuppe geht zurück auf den chinesischen Arzt Li Dong-yuan, der sie 1247 niederschrieb. Man kann entsprechende Mischungen in Apotheken kaufen und schon während der Schwangerschaft kochen und dann einfrieren. Ein Rezept findet ihr beispielsweise auf dem Hebammenblog oder bei Hebammenwissen.
Stillkugeln als gesunder Snack für Zwischendurch
Eine spezielle Diät ist während der Stillzeit übrigens nicht notwendig, allerdings ist die Verdauung durch die Hormonumstellung oft träge, deshalb sollte man viele Ballaststoffe essen und viel trinken. Ansonsten sollten sich stillende Mütter abwechslungsreich und ausgewogen ernähren, damit ihr Kind ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Blähende Lebensmittel muss man nicht generell meiden. In einer Beobachtungsstudie mit fast 300 Stillenden kam es zwar signifikant häufiger zu Koliken beim Baby, wenn die Mutter Kohl, Zwiebeln und Kuhmilch zu sich nahm. Allerdings war dieser Effekt insgesamt nicht sehr stark ausgeprägt und für Brokkoli und Blumenkohl, die ja auch als blähend gelten, nicht nachweisbar.
Nur was den Genuss von Kuhmilch angeht, ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass zehn bis 15 Prozent der von Koliken betroffenen Kinder eine Unverträglichkeit gegen ein in die Muttermilch übergegangenes Fremdeiweiß haben. Es handelt sich bei ihnen wahrscheinlich um eine allergische Reaktion auf Kuhmilcheiweiß. Wenn das Kind an heftigen Koliken leidet, kann man deshalb versuchen, eine Woche lang keine Kuhmilchprodukte zu verzehren. Wenn sich die Koliken bessern, nimmt man wieder Kuhmilch zu sich und wenn sie dann wiederkommen, sollte man während der Stillzeit auf Kuhmilchprodukte verzichten.
Wer stillt, hat übrigens einen erhöhten Energiebedarf von rund 630 Kilokalorien pro Tag.
Fotos: Mamaclever, www.Janas-Stillkugeln.de
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