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Ruiniert Stillen den Busen?

Eine Sorge vieler Frauen ist, dass das Stillen eines Kindes ihren Busen ruiniert. Zu diesem Thema gibt es zwei wissenschaftliche Studien, und die geben Entwarnung. An Hängebrüsten ist nicht das Stillen schuld, sondern die Schwangerschaft.

Der amerikanische Wissenschaftler Brian Rinker stellte 2007 auf dem Jahrestreffen der American Society of Plastic Surgeons die Ergebnisse einer Studie vor, die er und Kollegen von der Universität Kentucky an 93 Frauen durchgeführt haben. “Häufig sagen Frauen, die für ein Brustlifting oder eine Brustvergrößerung zu mir kommen, sie wollen das reparieren, was das Stillen der Brust angetan hat”, schilderte Rinker. Diese Behauptungen motivierten ihn, zu untersuchen, ob das Stillen wirklich solche Auswirkungen auf die Brüste hat. Dazu befragte er 93 Frauen, die zwischen 1998 und 2006 ihre Brüste operieren ließen. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 39 Jahren. Sie waren mindestens einmal schwanger gewesen, und mehr als die Hälfte der Mütter hatte auch mindestens ein Kind gestillt, im Durchschnitt neun Monate lang.

Stillen hat keinen Einfluss auf die Form der Brüste

Faktoren, die in die Studie einflossen, waren unter anderem die Brustgröße vor der Schwangerschaft, der Body-Mass-Index, das Rauchverhalten und der Medikamentenkonsum der Befragten. “Obwohl das Durchhängen der Brüste mit jeder Schwangerschaft stärker zu werden scheint, haben wir herausgefunden, dass das Stillen diesen Effekt nicht verstärkt”, sagte Brian Rinker. Stillen allen habe keinen Einfluss auf die Form der Brüste. Die Forscher konnten jedoch etliche andere Faktoren ausmachen, die die Form der Brust beeinflussen. So spielt neben der Anzahl der Schwangerschaften unter anderem auch das Rauchverhalten eine Rolle. “Rauchen baut das Protein Elastin ab, das der jugendlichen Haut Elastizität verleiht und die Brüste stützt. So ist es einleuchtend, dass sich Rauchen negativ auf die Brüste auswirkt”, folgerte Brian Rinker.

Stillen wirkt sich sogar positiv auf die Brüste aus

Im September 2012 wurde dann in der Zeitschrift Aesthetic Surgery Journal eine weitere Studie veröffentlicht, für die 161 weibliche, eineiige Zwillinge mit einem Durchschnittsalter von 47,6 Jahren untersucht wurden, um herauszufinden, was das Aussehen der Brust im Alter beeinflusst. Sie wurden zu ihrer medizinischen und persönlichen Geschichte befragt, außerdem machten Medizinfotografen Fotos von ihren Brüsten, die dann von sechs Schönheitschirurgen beurteilt wurden. Dabei fanden die Forscher um Hooman T. Soltanian heraus, dass Frauen, die ihre Brüste täglich eincremten, auffallend weniger Falten hatten. Die, die nach den Wechseljahren eine Hormonersatztherapie gemacht hatten, hatten ebenfalls attraktiverer Brüste. Die Frauen, die dagegen einen höheren Body-Mass-Index hatten, mehrmals schwanger waren und größere Körbchengrößen trugen, rauchten und viel Alkohol tranken, hatten deutlich weniger schöne Brüste. Und bei jenen, die gestillt haben, hat zwar die Größe und Form der Brustwarzenhöfe gelitten, ihre Haut war aber schöner als die von Frauen, die nie gestillt hatten. Soltanian glaubt, das liege daran, dass Stillen den Hormonhaushalt einer Frau verändert und das könne dazu führen, dass der Brustalterungsprozess verlangsamt wird.

Stillen macht nachhaltig schlank

Interessant ist auch, was britische Wissenschaftler um Kirsty Bobrow von der Universität of Oxford herausgefunden haben, auch wenn es nicht mit der Form der Brüste nach dem Stillen zu tun hat. Eine Studie mit rund 750.000 Teilnehmerinnen zeigte, dass die Reproduktionsgeschichte von Frauen einen langfristigen Effekt auf ihr Körpergewicht hat. Mütter, die ihre Kinder mindestens sechs Monate lang stillteln, sind der Studie zufolge auch nach den Wechseljahren schlanker als Frauen, die nicht gestillt haben. Stillende Mütter nehmen nach der Schwangerschaft also nicht nur besser ab, sondern legen auch noch Jahre später weniger zu.

Die Studienergebnisse machen Hoffnung, auch wenn natürlich viele Frauen nach der Schwangerschaft und dem Stillen Veränderungen ihrer Brüste bemerken und darüber meist nicht sehr glücklich sind. Das liegt daran, dass während der Schwangerschaft Milchdrüsen zum Teil das Fettgewebe in der Brust verdrängen. Wenn sie sich nach dem Abstillen zurückbilden, ist die Brust häufig schlaffer und kleiner als zuvor.

Nach sechs bis zehn Monaten erreicht die Brust wieder die ursprüngliche Größe

Um das Fettgewebe in der Brust wieder aufzufüllen, bedarf es einer längeren Wartezeit. Meistens sammelt sich aber um den Zeitraum der Menstruation wieder etwas Fettgewebe in der Brust an. Das heißt, nach und nach nimmt die Brust mit jeder weiteren Menstruation wieder mehr Fettgewebe auf. Das kann schon sechs bis zehn Monate dauern, bis die Brust wieder die ursprüngliche Größe erreicht. Die Fettschicht bildet sich im Lauf der Zeit allerdings nur dann wieder, wenn die Frau nicht dauerhaft viel Gewicht verloren hat. Und generell sind bei Frauen mit einem schwachen Bindegewebe mehr Veränderungen zu erwarten als bei Frauen mit einem sehr festen Bindegewebe.

Foto: Mamaclever

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Eva Dorothée Schmid: Ich bin Journalistin und Mutter eines Sohnes (geb. 2012) und einer Tochter (geb. 2015), wohne in Hamburg und versuche als Mamaclever, Eltern fundierte Antworten auf alle Fragen zu geben, die sich mit Baby, Klein- oder Kindergartenkind so stellen.
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