Woran man Kinderkleidung erkennt, die fair und ökologisch hergestellt wurde

Woran man fair und ökologisch produzierte Kinderkleidung erkenntViele sind der Meinung, egal ob Kinderkleidung vom Discounter oder ein teures Markenprodukt, die Produktionsbedingungen sind sowieso überall gleich schlecht. Das stimmt zwar leider oft, aber es gibt dennoch Unterschiede. In den vergangenen Jahren hat sich einiges getan, was es den Verbrauchern leichter macht zu erkennen, welche Kleidung unter verbesserten Bedingungen hergestellt wurde. Mamaclever sagt euch, auf welche Siegel ihr wirklich vertrauen könnt und wer ethisch unbedenkliche Kleidung herstellt.

Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) vergibt das Label „IVN Best“, das derzeit das Zertifikat mit den höchsten Ansprüchen ist. Das Label bildet die gesamte textile Produktionskette ab, nicht nur ökologische, sondern auch soziale Kriterien werden berücksichtigt.

IVN_Naturtextil_LogoDer Stoff der so zertifizierten Kleidung muss zu 100 Prozent aus Naturfasern bestehen, die aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) oder kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) stammen. Naturfasern belasten die Umwelt weniger als synthetische Fasern. Letztere wie Elasthan, Polyacryl oder Viskose dürfen nur zu höchstens 5 Prozent oder in Ausnahmefällen bei elastischen Stoffen eingesetzt werden, wie beispielsweise bei Bündchen oder Spitze. Darüber hinaus gelten in allen Arbeitsschritten die sozialen Mindeststandards der Internationalen Labour Organisation (ILO) .

Hersteller, die mit diesem empfehlenswerten Label ausgezeichnete Baby- und Kinderkleidung herstellen, sind beispielsweise Cotonea, Pololo, Grödo Strumpfwaren, Disana, Cosilana und Engel.

Das GOTS-Siegel

Das GOTS-Siegel, die Abkürzung steht für Global Organic Textile Standard, wurde von verschiedenen internationalen Organisationen entwickelt. Wie beim IVN-Siegel wird die gesamte Produktionskette berücksichtigt, also nicht nur die Rohstoffgewinnung, sondern auch die Arbeitsbedingungen während der Verarbeitung oder die Lagerung.

GOTS LabelProdukte mit dem GOTS-Siegel müssen mindestens zu 95 Prozent aus Naturfasern wie Baumwolle, Seide oder Wolle hergestellt sein und davon müssen mindestens 70 Prozent aus zertifiziert biologischem Anbau sein. Das Färben der Stoffe mit Schwermetallen, Farbstoffen oder anderen gesundheitlich und ökologisch bedenklichen Methoden ist nicht erlaubt. Synthetische Hilfsstoffe für die Aufrüstung von Naturmode sind ebenfalls untersagt. Zudem ist ein wichtiges Kriterium das Einhalten von Mindeststandards während des Produktionsprozesses. Geprüft wird, ob faire Löhne gezahlt werden, es keine Zwangs- oder Kinderarbeit gibt und keine Misshandlung oder Diskriminierung der Arbeiter.

Relativ günstige Mode, die GOTS-zertifiziert ist, gibt es bei der Drogeriemarktkette dm unter dem Markennamen Alana. Auch Ernstings Family bietet eine GOTS-Kollektion an und C&A seit dem Frühjahr 2015 ebenfalls.  In den Bio-Supermärkten Alnatura wird die ebenfalls eher günstige People wear organic-Kollektion verkauft, die beiden weiteren Alnatura-Marken Cotton people organic und biobaby gibt es dagegen nur im ausgewählten Handel und im Internet. Weitere GOTS-zertifizierte Hersteller sind:
Band of Rascals
Fred’s World
Frugi
Hessnatur
iobio
Katvig
Leela Coton
Living Crafts
loud+proud
Maxomorra
Pure Pure by Bauer
Sense Organics
Sture&Lisa

Eine große Auswahl GOTS-zertifizierter Kinder- und Babykleidung findet ihr beispielsweise unter folgendem Link bei Amazon*.

Bio-Baumwolle: Ökologisch besser, aber das war’s auch schon

Inzwischen verwenden immer mehr Hersteller für Baby- und Kinderkleidung Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) – das ist zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung, sagt aber nichts über die Arbeitsbedingungen der Näherinnen aus. C&A, H&M und Tchibo gehören weltweit zu den größten Abnehmern von Bio-Baumwolle. Bei konventionell angebauter Baumwolle kommt acht Mal mehr Chemie zum Einsatz als bei Nahrungsmitteln. Bei Bio-Baumwolle werden weniger bzw. keine Pestizide eingesetzt, was für die Bäuerinnen auf den Feldern zum Beispiel bedeutet, dass sie ihre Kinder stillen können (die Belastung der Muttermilch wäre sonst zu hoch).

Ein ökologisches Kleidungsstück wird aus Bio-Baumwolle allerdings erst, wenn auch bei der anschließenden Verarbeitung keine schädlichen Chemikalien verwendet werden. Und auch wenn Bio drauf steht, sind oft nur zehn Prozent Bio-Baumwolle drin, was ein Blick aufs Etikett zeigt. Ist dies der Fall, besteht keine Garantie für das Bio-Zertifikat der Kleidung. Wird die Bio-Baumwolle erst einmal mit Nicht-Bio-Baumwolle vermischt, kann letztlich nicht mehr garantiert werden, wie viel an und ob überhaupt Bio-Baumwolle enthalten ist.

Öko-Tex Standard 100

Sehr weit verbreitet ist das Siegel Öko-Tex Standard 100. Es prüft allerdings lediglich, ob in Textilien Schadstoff-Rückstände vorhanden sind und hat somit nur eine sehr eingeschränkte Aussagekraft, was die Herstellungsbedingungen der zertifizierten Kleidung betrifft. Es werden nur eingereichte Proben untersucht, Betriebsprüfungen finden nicht statt. Außerdem bemängelt Greenpeace, dass der Standard zwar viele wichtige potentielle Schadstoffe abdecke, andere Qualitätssiegel aber deutlich strengere Vergabekriterien und -prozesse hätten und somit empfehlenswerter seien.

Made_in_Green„Made in Green“ by Öko-Tex ersetzt den Standard Öko-Tex 100plus und ist deutlich ambitionierter als der normale Öko-Tex-Standard. Das Label kennzeichnet Produkte, die nachweislich unbedenklich für Verbraucher sind und die unter sozialverträglichen Arbeitsbedingungen sowie mit Hilfe umweltfreundlicher Produktionstechnologien hergestellt wurden. Produkte können mithilfe eines QR-Codes zurückverfolgt werden, der Informationen über die Produktionsbetriebe und die Länder der jeweiligen Fertigung liefert.

Fairwear Foundation: Arbeitsbedingungen werden verbessert

Nicht um Umweltaspekte, sondern eher um die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie geht es der Fairwear Foundation (FWF), die für bessere Arbeitsbedingungen kämpft. Konkret fordert die  Organisation acht soziale Mindeststandards, die sich an den Richtlinien der International Labour Organisation (ILO) orientieren. Hersteller wie Jack Wolfskin, Hessnatur, Waschbär und überraschenderweise auch Takko sind Mitglied in der Fairwear Foundation. Die Liste aller Hersteller findet ihr hier. Die Mitgliedschaft in der FWF ist allerdings kein Gütesiegel, das bescheinigt, dass in der gesamten Zulieferkette bereits alle Sozialstandards erfüllt sind. Aber immerhin bemühen sich die Unternehmen um Verbesserungen.

Und wer möglichst keine Kleidung kaufen will, die von Kindern hergestellt wurde, der findet diesbezüglich bei der Kampagne Aktiv gegen Kinderarbeit eine Bewertung vieler Firmen.

Foto: Mamaclever

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Eva Dorothée Schmid

Ich bin Journalistin und Mutter eines Sohnes (geb. 2012) und einer Tochter (geb. 2015), wohne in Hamburg und versuche als Mamaclever, Eltern fundierte Antworten auf alle Fragen zu geben, die sich mit Baby, Klein- oder Kindergartenkind so stellen.

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