Gefahr durch Zecken – wie man Kinder vor ihnen schützt und wie man sie richtig entfernt

17240394380_05bb5b489e_zSie lauern im Gras, in Büschen und im Unterholz: Zecken. Die kleinen Blutsauger können gefährliche Krankheiten übertragen. Deshalb sollte man seine Kinder vor ihnen schützen und Zecken so schnell wie möglich von der Haut des Kindes entfernen. Wie das geht, lest ihr hier.

Zecken beherbergen verschiedene Erreger und übertragen diese durch Stiche. Das kann zu schweren Krankheiten wie Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Borreliose führen. Borreliose wird durch Bakterien verursacht, sie ist mit Antibiotika behandelbar. Wenn sich eine infizierte Zecke noch nicht länger als zwölf Stunden auf der Haut niedergelassen hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass Borrelien übertragen wurden. Das häufigste Symptom für Borreliose ist ein roter Fleck oder ein Bereich mit rotem Rand, die typische „Wanderröte“, die oft erst ein bis zwei Wochen nach dem Stich sichtbar wird. Bei Kindern kommt es zu Fieber, Kopfschmerzen, manchmal auch einer einseitigen Lähmung des Gesichtsmuskels.

FSME wird dagegen durch Viren übertragen und kann zu einer Erkrankung des Gehirns oder der Hirnhäute führen. Eine Therapie der akuten FSME existiert nicht, man kann sich aber dagegen impfen lassen, was sich auch für Bewohner von Risikogebieten empfiehlt. Der Impfstoff ist für Kinder ab einem Jahr geeignet. Nur wenige Zecken sind Träger von FSME-Viren. Sie werden beim Zeckenstich jedoch sofort übertragen. Von FSME sind vor allem Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen sowie Österreich betroffen. Eine detaillierte Karte gibt es beim Robert-Koch-Institut.

Welche Zeckenmittel sind wirksam und für Kleinkinder geeignet?

Im Handel gibt es Mittel, die gegen Zecken wirken sollen. Die Stiftung Warentest hat bei ihrem letzten Test im Frühjahr 2017 neun Mitteln einen sehr guten Schutz gegen Zecken attestiert. Die Mittel hielten die Blutsauger sechs Stunden lang ab. Allerdings ist der Wirkstoff in den meisten Produkten Icaridin und das sollte man wegen unzureichender Erkenntnisse nicht bei Kindern unter zwei Jahren anwenden. Und danach auch nur sehr sparsam. Gut getestete Mittel mit Icaridin waren Anti Brumm Zecken Stopp*, AutanProtection Plus Multi Insektenschutz*, Zeckito Classic Insektenschutz Pumpspray * von Rossmann*, Doctan Classic Spray Lotion*, MosquitoProtect Zeckenschutz-Spray*.

Andere Mittel enthalten DEET. Dieser Wirkstoff sollte nicht bei Säuglingen und Kleinkindern und auch nicht während der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Bei Kindern über drei Jahren kann die Subs­tanz eingesetzt werden, sollte dabei aber sparsam dosiert werden. Es gibt allerdings auch Empfehlungen, nach denen DEET-haltige Repellentien nicht bei Kindern unter acht Jahren zum Einsatz kommen sollten. Deshalb wäre ich mit diesen Anti-Zecken-Mitteln bei Kindern vorsichtig.

Für Kinder ab einem Jahr kommen zwei Mittel mit sehr gutem  Zeckenschutz infrage. Eines, das S-quitofree Anti-Zecken Spray von dm enthält PMD als Repellent. PMD, auch Citriodiol genannt, ist ein natürlicher Wirkstoff. Es wird aus einem Extrakt des Zitroneneukalyptus gewonnen. Es kann bei Kindern ab einem Jahr eingesetzt werden.

Und das Ream Quartett Anti Mücke Hautspray beinhaltet den Wirkstoff EBAAP. Obwohl diese Substanz schon seit etwa 20 Jahren in Europa verwendet wird, liegen kaum Daten zu unerwünschten Wirkungen vor. Er scheint also sehr gut verträglich zu sein. Bei Kindern wird die Anwendung ebenfalls nach Vollendung des ersten Lebensjahres empfohlen.

Wirkt Kokosöl gegen Zecken?

Es gibt auch zahlreiche Berichte darüber, dass Kokosöl Zecken abwehrt, da es viel Laurinsäure (auch Dodecansäure (DDA) genannt) enthält. Es gibt dazu allerdings noch keine seriöse Studie und Kokosöl zieht außerdem andere Mücken und Sandfliegen an. Zudem hat es laut Studien potentiell augen- und hautreizende Eigenschaften. Es gibt lediglich eine Studie, in der das inzwischen nicht mehr erhältliche Antizecken-Mittel ContraZeck, das 10 Prozent Laurinsäure enthält, gut gegen Zecken schützte. Diese Studie ist aber aufgrund eines Interessenkonflikts umstritten, weil ihre Verfasser ContraZeck verkauften. Die Stiftung Warentest hat ContraZeck, das als Repellent Laurinsäure enthält, als mangelhaft bewertet.

Kinder vor Zecken schützen

Schutz bietet auf jeden Fall lange, helle Kleidung (darauf kann man die Zecken, die hochkrabbeln, besser erkennen) und die Kinder sollten festes Schuhwerk und Strümpfe tragen, in die man die Hosen reinstopft. Auch Gummistiefel sind empfehlenswert. Die größte Gefahr droht im hohen Gras oder im Unterholz. In der Laubstreu im Wald fühlen sich Zecken besonders wohl, deshalb sollte man im Wald befestigte Wege möglichst nicht verlassen. Sie lassen sich anders als viele glauben übrigens nicht von Bäumen fallen.

Zecken sind winzig klein und krabbeln auf dem Körper und der Kleidung herum, um eine Einstichstelle für das Blutsaugen zu finden. Sie bevorzugen dünne und warme Hautstellen. Deshalb sollte man nach einem Aufenthalt im Wald vor allem an den Armen, in den Kniekehlen, am Hals und Kopf sowie im Schritt des Kindes gründlich nach den kleinen Spinnentieren suchen.

Wer eine Zecke findet, sollte sie so schnell wie möglich entfernen, denn je früher eine Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Infektionsrisiko bei Borreliose. Zu Flüssigkleber, Öl oder Nagellack solltet ihr dabei allerdings auf keinen Fall greifen, die sind völlig ungeeignet, um die Zecke zu ersticken! Damit erhöht man nur das Risiko, dass Krankheitserreger ins Gewebe gedrückt werden. Auch die Finger sind nicht gut geeignet, weil man damit Gefahr läuft, die Zecke zu zerquetschen. Am besten eignet sich eine Zeckenkarte*, die man aufgrund ihrer Scheckkartengröße immer bei sich im Portemonnaie tragen kann und somit immer bei sich hat. Alternativ könnt ihr auch eine Zeckenpinzette mit ganz fein auslaufenden, gebogenen Enden besorgen.

Zecken richtig entfernen

Das Entfernen ist eigentlich gar nicht schwer. Einfach die Zeckenkarte flach auf der Haut an die Zecke heranschieben. Dabei versuchen, die Zecke seitlich in die schlitzartige Einkerbung der Karte zu führen. Ganz wichtig beim Entfernen der Zecke ist, dass  man den Zeckenkörper weder drückt noch quetscht. Dann vorsichtig und gleichmäßig unter sanftem, aber stetigem Zug die Zecke nach oben herausziehen. Die Zecke hält dabei zunächst noch fest, und es ist ganz normal, dass ein Hautzipfel mit nach oben gezogen wird. Nicht ruckartig reißen, denn sonst reißt man die Zecke entzwei und es bleiben die Stichwerkzeuge in der Haut zurück. Wenn die Zecke sehr hartnäckig festhält, kann man auch ein paarmal vorsichtige Auf- und Abwärtsbewegungen machen.

Die richtige Nachsorge bei Zeckenbissen

Wenn ihr die Zecke herausgezogen habt, wird die Stichstelle desinfiziert. Es kann durchaus vorkommen, dass Reste des Stechapparates in der Haut zurückbleiben. Diese werden von selbst nach einiger Zeit abgestoßen und stellen kein erhöhtes Risiko dar. Sollte eine mögliche Rötung an der Einstichstelle nicht zurückgehen oder sich ausbreiten, dann solltet ihr mit dem Kind zum Arzt. Gleiches gilt, wenn die Einstichstelle stark anschwillt oder schmerzt und wenn das Kind Fieber bekommt. Und nicht vergessen: Die Zecke töten und entsorgen. Das geht am besten, indem man sie zwischen Papier mit einem harten Gegenstand zerdrückt.

Foto: Flickr/PercyGermany unter CC-BY-NC-ND 2.0 

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Eva Dorothée Schmid

Ich bin Journalistin und Mutter eines Sohnes (geb. 2012) und einer Tochter (geb. 2015), wohne in Hamburg und versuche als Mamaclever, Eltern fundierte Antworten auf alle Fragen zu geben, die sich mit Baby, Klein- oder Kindergartenkind so stellen.

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Eine Antwort

  1. Ein toller Beitrag zu den kleinen Biestern.

    Meine einjährige Tochter wurde vor kurzer Zeit von einer Zeckegebissen. Hier meine Geschichte dazu:

    https://kellerbande.wordpress.com/2015/06/13/ein-jahr-und-eine-zecke-mit-bis/

    Daher ist abendliches Absuchen des ganzen Körpers sehr wichtig.

    Lg

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