Ein Andenken an Sternenkinder

‌sternenkindDie Initiative Dein Sternenkind vermittelt ehrenamtliche Fotografen an Eltern, deren Baby vor der Geburt gestorben ist oder bald danach sterben wird. In so einer schwierigen Situation sind Bilder für die Eltern extrem wichtig, um diesen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten.

Babys, die vor, während oder nach der Geburt sterben, werden auch als Sternenkinder bezeichnet. In Deutschland sind pro Jahr etwa 30 000 Kinder betroffen. Es sind Kinder, die den Himmel erreichen, noch bevor sie das Licht der Welt erblickt haben. Den Eltern bleibt nur wenig Zeit mit ihrem toten Baby. Ein kurzer Moment, um das Kind willkommen zu heißen, es im Arm zu halten, anzuschauen und zu berühren – und um Abschied zu nehmen. Betroffene berichten, dass sie diese Stunden kurz nach der Geburt wie in einem Traum erlebt haben. Ein Erinnerungsfoto zu machen, ist oft eines der letzten Dinge, an die sie in dieser Situation denken. Später dann vermissen viele schmerzlich ein Bild, mit dem sie sich in Erinnerung rufen können, wie ihr Kind ausgesehen hat.

Manchmal machen Hebammen Erinnerungsfotos, aber viele der Sternenkinder werden mit Missbildungen geboren und diese Fotos kann man sich oft nicht an die Wand hängen oder anderen Leuten zeigen.

Der Fotograf Kai Gebel aus Hessen fand in seiner Facebook-Timeline 2010 plötzlich ein Foto der internationalen Organisation “Now I Lay You Down To Sleep” (NILYDTS), die ehrenamtliche Fotografen an Eltern vermittelt, die ihr Kind vor oder kurz  nach der Geburt verloren haben. Der Vater von vier leiblichen und zwei Patchworkkindern schaute sich die Seite der Organisation an und war tief betroffen von den Schicksalen, auf die er dort stieß. Er war auch schockiert, wie grausig solche Fotos aussehen können, wenn sie nicht gut gemacht sind. Also meldete sich Kai Gebel bei NILYDTS an, er war damals einer von nur zwei deutschen Fotografen.

Das kurze Leben von Liam Thompson

Im November 2012 bekam Kai Gebel den Anruf von Nora und Dan Thompson aus Frankfurt. Die beiden erwarteten Zwillinge und es war klar, dass einer der Jungen aufgrund eines genetischen Defekts nicht lange leben würde. Auch für den eineiigen Zwillingsbruder Luis wollten Nora und Dan Thompson bildliche Erinnerungen an Liam haben. Ursprünglich sollte der Fotograf erst nach Liams Tod kommen, da sie sich in Ruhe von Liam verabschieden wollten. Dann aber überlegten sie sich, wie schön es wäre, wenn es auch Bilder und Videos gäbe, die Liam zeigen, während er noch lebt. Kai Gebel durfte also mit in den OP und er hielt das kurze, nur sechs Stunden dauernde Leben von Liam mit Fotos und Videos fest.

Die Eltern erlaubten ihm, Bilder und Videos zu veröffentlichen und damit gelang es Kai Gebel, noch mehr deutsche Fotografen für NILYDTS zu rekrutieren und das Thema zu enttabuisieren. Allerdings war die amerikanische Seite für deutsche Eltern nur schwer auffindbar und die Organisation erhebt einen Mitgliedsbeitrag von den Fotografen. Das fanden einige Kollegen blöd und Kai Gebel rief daraufhin im Dezember 2013 die Seite Dein-Sternenkind.eu ins Leben. Dort können sich Fotografen, die Eltern von Sternenkindern helfen wollen, kostenlos listen lassen.

Dieses Video erzählt die traurige Geschichte von Liam und Luis.

350 ehrenamtliche Fotografen

350 Fotografen, die im Notfall zu den Eltern fahren und Erinnerungsfotos ihres Sternenkindes machen, sind mittlerweile auf Dein Sternenkind registriert. Die Eltern bekommen diese Fotos kostenlos auf einer CD. Um den Bedarf überall zu decken, wären aber über 1000 Fotografen notwendig, deshalb: Wenn Ihr einen Fotografen kennt, erzählt ihm doch von der Initiative, vielleicht will er ja mitmachen.

Und wenn ihr betroffene Eltern kennt, bitte weist sie auf die Sternenkind-Seite hin. Die Eltern, die sich an die Initiative gewendet haben, sind heute sehr froh und dankbar, dass sie schöne Bilder von und mit ihrem Sternenkind haben, die sie auch in der Wohnung aufhängen oder den älteren Geschwistern zeigen können. Und auch wenn ein Baby schwere Missbildungen hat, ein Fotograf kann es so fotografieren, dass dennoch ein schönes, liebevolles Andenken bleibt.

Auf der Seite von Dein Sternenkind gibt es übrigens auch einen Button, über den man via Paypal etwas spenden kann für den Betrieb der Seite und den Druck von Flyern.

Foto: Dein-Sternenkind.eu/Kai Gebel

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Eva Dorothée Schmid

Ich bin Journalistin und Mutter eines Sohnes (geb. 2012) und einer Tochter (geb. 2015), wohne in Hamburg und versuche als Mamaclever, Eltern fundierte Antworten auf alle Fragen zu geben, die sich mit Baby, Klein- oder Kindergartenkind so stellen.

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2 Antworten

  1. Tina sagt:

    Ich habe bereits von der Initiative gehört und finde sie ganz toll! Meine Mama hat damals mit 45 leider auch ein kleines Mädchen im 6ten Monat verloren. Für sie – und auch für uns – war es damals sehr wichtig – ein Andenken an die kleine Tochter/Schwester zu haben. Und da gehörte das Foto (das damals halt mein Papa gemacht hat) und die Beerdigung dazu. Leider ist die Aufnahme natürlich nicht wirklich schön, auch wenn hier der ideelle Wert höher liegt. Aber so ein professionelles Foto ist natürlich etwas Anderes … auch wenn man es nicht herzeigt.

  2. Nadine Herrmann sagt:

    Als wir die Nachricht bekamen, dass unsere Tochter meine Lebenschancen
    Hat, sind wir durch Zufall auf diese ganz wunderbare Seite gestoßen.
    Wir haben einen Fotografen kontaktiert und sind nun mehr als dankbar für die Möglichkeit unsere Tochter immer wieder sehen zu können. Die Fotos sind im Haus überall verteilt und meiner 3 jährige Tochter gefallen sie auch sehr gut.
    Danke an euch das es euch gibt.

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