Eine ganz besondere Zeit: Das Wochenbett

WochenbettViele Schwangere wissen nicht, was sie im ominösen Wochenbett erwartet. Muss man wirklich acht Wochen lang im Bett bleiben? Wie ist das mit dem Wochenfluss? Und wie oft kommt die Hebamme und was macht die? Ein persönlicher Erfahrungsbericht mit Tipps.

Vor der Geburt meines Sohnes fragte ich mich, wie das wohl sein wird im Wochenbett. Ich hatte nur eine diffuse Vorstellung von dieser Zeit, genährt vor allem von den Erzählungen meiner besten Freundin, die bereits zwei Töchter hatte. Es klang, als sei das Wochenbett ein einziger Ausnahmezustand. Sie riet mir, auf jeden Fall meine Mutter herzubestellen, damit die den Haushalt führt und kocht. Das aber wollte ich auf keinen Fall. Meine Mutter ist zwar eine super Hausfrau und kochen kann sie auch gut, aber als Erzieherin kann sie auch sehr gut mit kleinen Kindern und ist auch ganz verrückt nach denen. Ich hatte die Befürchtung, dass sie keinesfalls nur den Haushalt macht, sondern ständig das Baby betüttelt und da dann alles besser weiß. Ich finde aber, dass die Wochenbett-Zeit total wichtig ist, um sich als neue Familie zu finden. Und dabei sollten Mama, Papa und Baby meiner Meinung nach möglichst ungestört sein.

Der Haushalt und vor allem das Essenkochen sind natürlich Probleme. Also muss der Papa nach der Geburt so lange wie möglich Urlaub haben, damit er das übernehmen kann. Eine Woche ist das absolute Minimum, mein Mann war zweieinhalb Wochen zu Hause, ideal sind sicher drei bis vier Wochen, falls das möglich ist. Nützlich ist auch eine gut gefüllte Kühltruhe. Man kann ja während des Mutterschutzes schon mal ein bisschen vorkochen. Und dem Papa unmissverständlich klarmachen, dass Kochen und Putzen in den nächsten Wochen seine Aufgabe sind! Wir haben auch die Flyer diverser Essensliefer-Dienste bereit gelegt, diese dann aber nicht in Anspruch genommen.

Anspruch auf Haushaltshilfe, wenn es keinen Papa gibt

Wenn es keinen Papa gibt, der diese Aufgaben übernehmen kann, dann hat man nach §38 des Sozialgesetzbuchs V Anspruch auf eine Haushaltshilfe, und zwar bis eine Woche nach der Entbindung. Ist die Mutter sehr geschwächt oder wenn es Probleme bei der Rückbildung gibt, helfen die Krankenkassen eventuell noch einige Wochen lang weiter. Voraussetzung für den Anspruch ist aber, dass keine andere im Haushalt lebende Person die Weiterführung des Haushalts übernehmen kann. Vor Antragstellung muss der behandelnde Arzt  informiert werden. Er stellt eine Bescheinigung aus, aus der die medizinische Notwendigkeit hervorgeht.

Die ersten Tage nach der Geburt haben wir vor allem damit verbracht, unser Baby zu bestaunen – im Familienbett oder auf dem Sofa. Stillen nimmt auch viel Zeit ein und auch nach einer relativ unkomplizierten Geburt ist man doch ziemlich geschwächt, so dass langes Stehen und Herumlaufen am Anfang nicht möglich sind. Es ist also super, wenn der Papa die Mama ein bisschen bedient und ihr alles, was sie braucht, ans Sofa bringt. Oder Einkaufen geht.

Die Nachsorgehebamme wurde zur täglichen Begleiterin

Sehr hilfreich war auch unsere Hebamme. Man sollte sich wirklich eine Nachsorgehebamme suchen, die man sympathisch findet und mit der man auf einer Wellenlänge ist. Jenny kam in den ersten zehn Tagen jeden Tag zu uns. Sie frage, wie es uns geht, wog das Baby, begutachtete den Nabel und machte mit mir Rückbildungsgymnastik. Dass ich so früh mit der Gymnastik angefangen habe, zahlte sich später aus. Ich war ziemlich schnell körperlich wieder ziemlich fit. Als der Kleine eine Woche alt war, fuhren wir mit ihm zusammen in ein Kaufhaus, denn ich brauchte einen neuen Still-BH. Das Bustier, das ich schon zuvor besorgt hatte, erwies sich als unbequem. Nach zwei Wochen waren kurze Spaziergänge kein Problem mehr, nach drei Wochen feierten wir unseren Hochzeitstag mit einem Picknick am Strand.

Die Hebamme badete mit uns den Kleinen  zum ersten Mal und als er nicht genug Gewicht zulegte, brachte sie uns eine Milchpumpe und zeigte uns, wie wir dem Kleinen die abgepumpte Milch verabreichen konnten. Aus einem Becher funktionierte das nämlich überhaupt nicht und eine Flasche wollten wir wegen möglicher Saugverwirrung erst mal lieber nicht benutzen. Jenny bastelte dann aus einer Kanüle eine Sonde, die wir uns abwechselnd mit Leukoplast an den Finger klebten, an dem der Kleine sehr gerne saugte. So saugte er die Milch problemlos “aus dem Finger”. Auf so eine Idee wären wir ohne die Hebamme nie gekommen. Sie zeigte uns auch, wie man das Tragetuch bindet und brachte uns verschiedene Tragehilfen mit, die wir testen konnten. So fanden wir eine, mit der wir super zurecht kamen.

Die Krankenkassen zahlen einen täglichen Besuch der Nachsorgehebamme in den ersten zehn Lebenstagen des Kindes und dann für weitere sechzehn Termine in der Zeit bis zur vollendeten achten Lebenswoche. Wir haben das voll ausgeschöpft und es war irgendwann, wie wenn eine Freundin vorbeischaut, mit der man alles, was einen so umtrieb, besprechen konnte.

Kein Übernachtungsbesuch im Wochenbett

Ob und wann man wie viel Besuch möchte, kann man meiner Erfahrung nach vorher schlecht beurteilen. Also erstmal die Erwartungen der lieben Verwandtschaft dämpfen! Meine Schwägerin und mein Schwiegerpapa kamen am Tag der Geburt (der Kleine kam morgens um halb 10) abends spontan ins Krankenhaus und das war auch okay. Ich wollte auch gerne meinen Kleinen vorzeigen und im Krankenhaus muss man sich ja auch nicht um die Bewirtung der Gäste kümmern. Es ist also gar nicht schlecht, wenn die engsten Verwandten einen da schon besuchen – vorausgesetzt es geht einem so weit gut. Als wir das Krankenhaus verließen, sind wir erstmal mit dem Kleinen zum Grillen zu den Großeltern gefahren – es war ein hochsommerlicher Tag. So konnten sie das Kind sehen und wir mussten uns an diesem Tag nicht mehr um Essen kümmern. Nach zwei Stunden merkte ich dann aber schnell, dass mir das ein bisschen zu viel wurde und ich nach Hause wollte.

Freunde, die selbst ein Baby erwarteten, luden wir am zehnten Tag nach der Geburt zu uns ein – sie waren schließlich besonders gespannt auf unseren Nachwuchs. Was ich nicht wollte war, dass während der ersten acht Wochen der Geburt jemand bei uns übernachtet – meine von weiter weg angereiste Schwester übernachtete mit ihrer Familie deshalb woanders, als sie uns nach vier Wochen besuchte. Übernachtungsgäste sind mit einem Neugeborenen zu anstrengend und störend, finde ich.

Als mein Mann nach zweieinhalb Wochen wieder arbeiten musste, machte mir das ein bisschen Angst. Wie sollte ich den Alltag ohne Hilfe bewältigen? Das klappte dann aber ziemlich schnell ziemlich gut, es spielen sich Routinen ein. Und was echt ein Vorteil ist, wenn es sich um das erste Kind handelt: Man kann viel schlafen, muss morgens nicht früh aufstehen. Ich habe in den ersten Monaten grundsätzlich keine Termine vor 11 Uhr morgens gemacht.

Ziemlich schockierend: Der Wochenfluss

Was mich ziemlich schockierte und was einem so zuvor auch keiner erzählte, war die Heftigkeit des Wochenflusses, gerade in den ersten zwei Tagen. Inzwischen weiß ich, dass man während seiner Menstruation zwischen 50 und 80 Milliliter Blut verliert, im Lauf des Wochenbetts sind es bis zu 500 Milliliter. Dass man in den ersten Tagen mehrere Windeleinlagen übereinander braucht und es dennoch passieren kann, dass im Bett plötzlich eine Blutlache unter einem ist, ist schon ein bisschen entwürdigend. Auf dem Weg vom Krankenhaus nach Hause besorgte ich mir im Drogeriemarkt erstmal riesige Binden, die eigentlich für Erwachsene mit Inkontinenz gedacht sind. Und in mein Bett legte ich die wasserundurchlässige Unterlage, die wir eigentlich für das Babybett gekauft hatten. Von den Riesenbinden habe ich dann allerdings nur sehr wenige gebraucht, weil der Wochenfluss dann doch ziemlich schnell sehr viel schwächer wird und normale Binden und dann sogar Slipeinlagen bald ausreichen. Jetzt verschimmeln sie im Schrank…

Erschreckend ist auch das Phänomen, dass neben Flüssigkeit klumpenartige Gebilde in der Unterhose landen. Das liegt daran, dass sich während des Liegens Blut in der Scheide sammeln kann. Es verklumpt – was zwar ganz normal aber trotzdem ziemlich gewöhnungsbedürftig ist.

Auch gewöhnungsbedürftig ist, dass man wegen der Hormonumstellung viel schneller als sonst wegen Nichtigkeiten in Tränen ausbricht oder launisch ist. Das kannte ich vorher überhaupt nicht und da fühlt man sich schon ein bisschen den Hormonen ausgeliefert. Da ist es dann gut, wenn der Papa das nicht überbewertet oder persönlich nimmt, sondern weiß, dass es nur die Hormone sind.

Schöne und entspannte Zeit

Rückblickend war die Wochenbett-Zeit eine schöne und ziemlich entspannte Zeit, in der auch der Papa eine enge Bindung zum Kind aufbauen konnte. Und er hat sein Kochrepertoire erheblich ausgeweitet! Ganz toll war die intensive Betreuung durch eine sympathische Nachsorgehebamme. Viele sagen ja, die ersten Wochen mit Kind sind die schlimmsten, ich kann das überhaupt nicht unterschreiben. Ich fand es sehr viel anstrengender, als der Kleine ein Jahr alt wurde. Aber wir hatten auch ein sehr unkompliziertes Kind, das auch ziemlich schnell einen Tag-Nacht-Rhythmus hatte. Und ich hatte eine ganz gute Geburt ohne Komplikationen.

Foto: Mamaclever
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Eva Dorothée Schmid

Ich bin Journalistin und Mutter eines Sohnes (geb. 2012) und einer Tochter (geb. 2015), wohne in Hamburg und versuche als Mamaclever, Eltern fundierte Antworten auf alle Fragen zu geben, die sich mit Baby, Klein- oder Kindergartenkind so stellen.

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2 Antworten

  1. Marion sagt:

    Super Beitrag, schön das Sie auch die Möglichkeit einer Haushaltshilfe über die Krankenkasse erwähnen.
    Leider wissen immernoch viel zu wenige werdende Mütter von dieser Möglichkeit.
    Auch das unkomplizierte Finden einer Haushaltshilfe ist schwierig, die meisten Anbieter die mit den Krankenkassen zusammen arbeiten sind völlig überlastet.
    Die FAMILIA Haushaltshilfe kann hier als einer der wenigen Anbieter deutschlandweit weiterhelfen. Beratung und Antragstellung sind selbstverständlich 100% unverbindlich und kostenlos.

  1. 14. März 2014

    […] Eine ganz besondere Zeit: Das Wochenbett von Mamaclever Darum geht’s: Als erstmals Schwangere wusste ich nicht, was mich im Wochenbett erwartet. Muss man wirklich acht Wochen lang im Bett bleiben? Wie ist das mit dem Wochenfluss und was macht die Nachsorgehebamme? Ein persönlicher Erfahrungsbericht zum ominösen Wochenbett mit Tipps und Informationen. Über mich: Ich bin Mutter eines Sohnes und Journalistin und habe im Juni 2013 das Onlinemagazin mamaclever.de ins Leben gerufen. Mamaclever soll so etwas wie die gut informierte Freundin werdender oder schon gewordener Eltern sein, die immer einen guten Tipp und eine Antwort auf jede Frage parat hat. Mamaclever ist unabhängig, legt viel Wert auf gut recherchierten Service und Nutzwert und hat einen journalistischen Anspruch. […]

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